Fast seit Anbeginn der Fressfreunde-Dynastie wurde die blinde Kuh in Zürich
als mögliches Lokal für ein Treffen gehandelt. Doch einzig unserem immer sehr
aktiven und verlässlichen Reservator ist es zu verdanken, dass wir es so bald in
die blinde Kuh geschafft haben!
Mitte Juni konnte die Kugel noch den letzt möglichen freien Platz im Jahre 2005
für eine Gruppe dieser Grösse an einem Wochenende in der ausgebuchten Kuh
ergattern.
Für das inoffizielle Weihnachtsessen der Fressfreunde sollte sich die GANZE
Bande an diesem kalten Freitag um 17:32 Uhr auf dem richtigen Gleis des aarauer
Bahnhofs einfinden.
Ja, richtig gelesen! Alle, wirklich alle Fressfreunde wollten und konnten bei
diesem Ereignis dabei sein, und viel erstaunlicher, selbst der bekennende
ÖV-Hasser El Eat konnte von den Freuden einer Zugfahrt überzeugt werden!!!
Wer jetzt denkt, dann waren bestimmt auch noch alle pünktlich, der schiesst
aber gewaltig übers Ziel.
Natürlich steckte die Burgdorfer-Connection trotz bester Vorsätze und frühem
Losfahren auch dieses Mal wieder im Feierabendverkehr fest. Während sich der
Stomach mit Göni im "Penny" ein Bier gönnte, besammelten sich alle Anderen nach
und nach bei Vice.
Komplett und rund eine Stunde später als ursprünglich gedacht, trafen sich die
sechs Freunde am Bahnhof. Die Zeit reichte noch aus, um im Aperto Gerstendosen
zu besorgen, bevor der Zug mit pfeifenden Bremsen auf dem Gleis einfuhr.
Eine kurze und durchwegs angenehme Zugfahrt brachte die Freunde ins
weihnachtlich geschmückte Zürich. Doch für Sightseeing blieb keine Zeit. Die
Kugel lotste seine Kollegen gekonnt durch den Bahnhof zur Tramstation.
Schliesslich sass das Trauma des langen Spazierganges im arktischen Zürich des
Iroquois-Besuches noch tief in des Kapitäns Knochen, weshalb ein Fussmarsch
ausser Frage schien.
Die Türe des Trams konnte solange blockiert werden, bis jeder Fressfreund im
Besitz eines Fahrscheins war. Die Wagons waren gerappelt voll, glücklicherweise
waren alle Fahrgäste gut gelaunt. Alleine die Vorstellung in einem Tram voller
Personen mit tief gesenkten Mundwinkeln während der Mittagszeit oder am frühen
Morgen durch Zürich zu reisen, löst wohl bei den meisten Menschen einen
Angstschweissreflex aus. Doch stattdessen machte die frohe Runde Bekanntschaft
mit dem oft kopierten, aber nie erreichten "Tuernothahn".
Nach einem Tramwechsel und einigen weiteren Stationen entstiegen die sechs Freunde dem engen Schienengefährt. Des Stomachs Dejà-Vu seines ersten Besuches der blinden Kuh führte die hungrige Bande gerade noch pünktlich zur eindrucksvollen Porte des dunklen Restaurants.
Im Innern der Kuh folgte eine kleine Instruktion der Empfangsdame, um die
Gäste auf das bevorstehende Essen einzustimmen. Mit Hilfe eines Beamers wurden
die zwei möglichen Vorspeisen, drei mögliche Hauptgerichte und die Desserts an
die Wand projeziert.
Das Wasser lief den Freunden im Mund zusammen, während sie sich ihr Menü im Kopf
zusammenstellten.
Anschliessend wurde der Führer für die Dunkelheit, in unserem Fall "Jean"
vorgestellt. Bei diesem Jean handelt es sich nicht etwa um seinen urintrinkenden
Namensvetter, sondern um den blinden Führer und Kellner für den Rest des
Aufenthalts.
Jean ordnete eine Bolognese an, um die Sechs zu Tisch zu führen. Einer nach dem
Anderen wurde im Dunkeln auf seinen Platz gewiesen. Dass nicht jeder gleich viel
Glück hatte, wurde bekannt, nachdem sich der Käpt’n nach fünf Minuten im Dunkeln
zum siebten Mal über die Hitze, verursacht durch den Heizkörper hinter seinem
Rücken, beschwert hatte.
Durch eine hohe Stimme mit dem oft gehörten Wortlaut "i bes, de Jean" wurden die
hungrigen Brüder darauf aufmerksam gemacht, dass ihre erste Dunkelheitsprüfung
anstehend war. Die bestellten Biere wollten in die Gläser gefüllt werden.
Erstaunlicherweise kam es zu keiner Überschwemmung und zu keinen Scherben.
Mit dem Überbringen der goldigen Säfte konnten gleichzeitig die Essenswünsche
der Gäste in Worte gefasst werden. Zudem wurden Apero-Häppchen aus Blätterteig
zu Tisch gebracht.
Bereits nach kurzer Zeit wurden die Vorspeisen serviert. Dies war entweder ein gemischter Salat oder ein Blattsalat mit lauwarmen Lachswürfeln an Sojadressing. Beim Verspeisen dieser Esswaren konnte ein jeder Fressfreund feststellen, dass deutlich bewusster gegessen wird, wenn man zuvor nicht gesehen hat, was auf dem Teller liegt. Die Geschmäcker werden in der Dunkelheit intensiver wahrgenommen, ebenso konnte ein geschärftes Gehör festgestellt werden. Während man die anderen Personen im Raum trotz ihrer Nähe und Lautstärke kaum wahrnimmt, ist man vollständig auf die Geräusche der eigenen Tischgenossen fixiert. Einzig Jean’s Ankündigungen vermochten die Gespräche der geselligen Runde zu unterbrechen.
Der Hauptgang bestand für die Einen aus Entenbrust an Orangensauce mit
Butternudeln und Chinakohl, Andern wurde das gedämpfte Welsfilet mit einer
Weisswein-Estragon-Sauce, Salzkartoffeln und Fenchel serviert. Nochmals Andere
hatten das vegetarische Steinpilz-Safran-Risotto mit Parmesanchips bestellt.
Das Essen schmeckte allen sehr gut und war in diesem Ambiente allemal ein
Erlebnis.
Nachdem die Speisen genossen oder zumindest aus dem Teller gehoben und an
anderer Stelle unbewusst deponiert waren, wurde Jean zu einer Bolognese
aufgefordert. Die gefrässige Mannschaft wurde "ins Licht" geführt. Dort wurde
die Toilette besucht und die AHV-Supporter konnten sich ein lang ersehntes
Qualmstäbchen gönnen.
Den Notdürften und Süchten gefrönt, wurden die Sechs wieder ins Dunkle, an
ihren Tisch geführt. Das Dessert war noch ausstehend. Dabei bestellten alle die
Schokoladen-Truffes-Torte, welche sich als wahrhafter Leckerbissen
herausstellte. Die mastige Schokoladenmasse schmeckte im Dunkeln so süss und
intensiv, dass die Glückshormone tanzten.
Nachdem auch die letzten Schokokrümel aus dem Teller gekratzt waren, begab sich
die Fressmannschaft wieder ans Licht. Die empfindlichen Augen liessen nur einige
Tränen, als die Rechnung präsentiert wurde. Anschliessend wurde die kurze
Strecke bis zum Tram unter die Füsse genommen.
So war die eingeschworene Bande schon bald wieder am Bahnhof, wo der imposante
Swarovski-Weihnachtsbaum kurz bestaunt werden konnte. Danach ging es in
Windeseile nach Aarau und nur kurze Zeit später betraten die satten Gesellen die
Bowlingbahn.
Dort wurden die Freunde sofort erkannt, worauf sie zu einer Bahn auf der Seite geführt wurden. Dies wurde aus gutem Grund so gemacht, weil die Fressfreunde eine Bowlinggelegenheit immer bis zur letzten Kugel auskosten, bevor sie die Bahn zum Reinigen freigeben.
In der ersten Runde stand die Welt für einmal Kopf, als Stomach gewann und die Kugel auf dem sechsten und letzten Platz landete. Doch auch in der zweiten Runde kam die Kugel nicht auf Touren und stattdessen jubelte der Vice.
Nachdem die Freunde schliesslich durch grelles Licht und eine freundliche
Aufforderung aus dem Bowlingpalast verjagt wurden, begaben sie sich nicht wie
gewöhnlich zum Schlafen.
Es wurde abgefeiert an jenem kalten Dezemberfreitag! So entschlossen sich die
Sechs noch auf einige Biere in den Boiler zu gehen, wo die Leute der CarboGen
ihr Apres-Weihnachtsessen feierten.
Der Spass war riesig und erneut konnte nur grelles Licht die esswütige Gruppe
an die frische Luft setzen.
by Stomach
- es sind noch keine Kommentare vorhanden -