Blinde Kuh in Zürich (16.12.2005)

Dunkel wie im Kuharsch oder "i bes, de Jean"!

Fast seit Anbeginn der Fressfreunde-Dynastie wurde die blinde Kuh in Zürich als mögliches Lokal für ein Treffen gehandelt. Doch einzig unserem immer sehr aktiven und verlässlichen Reservator ist es zu verdanken, dass wir es so bald in die blinde Kuh geschafft haben!
Mitte Juni konnte die Kugel noch den letzt möglichen freien Platz im Jahre 2005 für eine Gruppe dieser Grösse an einem Wochenende in der ausgebuchten Kuh ergattern.

Für das inoffizielle Weihnachtsessen der Fressfreunde sollte sich die GANZE Bande an diesem kalten Freitag um 17:32 Uhr auf dem richtigen Gleis des aarauer Bahnhofs einfinden.
Ja, richtig gelesen! Alle, wirklich alle Fressfreunde wollten und konnten bei diesem Ereignis dabei sein, und viel erstaunlicher, selbst der bekennende ÖV-Hasser El Eat konnte von den Freuden einer Zugfahrt überzeugt werden!!!
Wer jetzt denkt, dann waren bestimmt auch noch alle pünktlich, der schiesst aber gewaltig übers Ziel.
Natürlich steckte die Burgdorfer-Connection trotz bester Vorsätze und frühem Losfahren auch dieses Mal wieder im Feierabendverkehr fest. Während sich der Stomach mit Göni im "Penny" ein Bier gönnte, besammelten sich alle Anderen nach und nach bei Vice.
Komplett und rund eine Stunde später als ursprünglich gedacht, trafen sich die sechs Freunde am Bahnhof. Die Zeit reichte noch aus, um im Aperto Gerstendosen zu besorgen, bevor der Zug mit pfeifenden Bremsen auf dem Gleis einfuhr.

Eine kurze und durchwegs angenehme Zugfahrt brachte die Freunde ins weihnachtlich geschmückte Zürich. Doch für Sightseeing blieb keine Zeit. Die Kugel lotste seine Kollegen gekonnt durch den Bahnhof zur Tramstation. Schliesslich sass das Trauma des langen Spazierganges im arktischen Zürich des Iroquois-Besuches noch tief in des Kapitäns Knochen, weshalb ein Fussmarsch ausser Frage schien.
Die Türe des Trams konnte solange blockiert werden, bis jeder Fressfreund im Besitz eines Fahrscheins war. Die Wagons waren gerappelt voll, glücklicherweise waren alle Fahrgäste gut gelaunt. Alleine die Vorstellung in einem Tram voller Personen mit tief gesenkten Mundwinkeln während der Mittagszeit oder am frühen Morgen durch Zürich zu reisen, löst wohl bei den meisten Menschen einen Angstschweissreflex aus. Doch stattdessen machte die frohe Runde Bekanntschaft mit dem oft kopierten, aber nie erreichten "Tuernothahn".

Nach einem Tramwechsel und einigen weiteren Stationen entstiegen die sechs Freunde dem engen Schienengefährt. Des Stomachs Dejà-Vu seines ersten Besuches der blinden Kuh führte die hungrige Bande gerade noch pünktlich zur eindrucksvollen Porte des dunklen Restaurants.

Im Innern der Kuh folgte eine kleine Instruktion der Empfangsdame, um die Gäste auf das bevorstehende Essen einzustimmen. Mit Hilfe eines Beamers wurden die zwei möglichen Vorspeisen, drei mögliche Hauptgerichte und die Desserts an die Wand projeziert.
Das Wasser lief den Freunden im Mund zusammen, während sie sich ihr Menü im Kopf zusammenstellten.
Anschliessend wurde der Führer für die Dunkelheit, in unserem Fall "Jean" vorgestellt. Bei diesem Jean handelt es sich nicht etwa um seinen urintrinkenden Namensvetter, sondern um den blinden Führer und Kellner für den Rest des Aufenthalts.
Jean ordnete eine Bolognese an, um die Sechs zu Tisch zu führen. Einer nach dem Anderen wurde im Dunkeln auf seinen Platz gewiesen. Dass nicht jeder gleich viel Glück hatte, wurde bekannt, nachdem sich der Käpt’n nach fünf Minuten im Dunkeln zum siebten Mal über die Hitze, verursacht durch den Heizkörper hinter seinem Rücken, beschwert hatte.
Durch eine hohe Stimme mit dem oft gehörten Wortlaut "i bes, de Jean" wurden die hungrigen Brüder darauf aufmerksam gemacht, dass ihre erste Dunkelheitsprüfung anstehend war. Die bestellten Biere wollten in die Gläser gefüllt werden. Erstaunlicherweise kam es zu keiner Überschwemmung und zu keinen Scherben.
Mit dem Überbringen der goldigen Säfte konnten gleichzeitig die Essenswünsche der Gäste in Worte gefasst werden. Zudem wurden Apero-Häppchen aus Blätterteig zu Tisch gebracht.

Bereits nach kurzer Zeit wurden die Vorspeisen serviert. Dies war entweder ein gemischter Salat oder ein Blattsalat mit lauwarmen Lachswürfeln an Sojadressing. Beim Verspeisen dieser Esswaren konnte ein jeder Fressfreund feststellen, dass deutlich bewusster gegessen wird, wenn man zuvor nicht gesehen hat, was auf dem Teller liegt. Die Geschmäcker werden in der Dunkelheit intensiver wahrgenommen, ebenso konnte ein geschärftes Gehör festgestellt werden. Während man die anderen Personen im Raum trotz ihrer Nähe und Lautstärke kaum wahrnimmt, ist man vollständig auf die Geräusche der eigenen Tischgenossen fixiert. Einzig Jean’s Ankündigungen vermochten die Gespräche der geselligen Runde zu unterbrechen.

Der Hauptgang bestand für die Einen aus Entenbrust an Orangensauce mit Butternudeln und Chinakohl, Andern wurde das gedämpfte Welsfilet mit einer Weisswein-Estragon-Sauce, Salzkartoffeln und Fenchel serviert. Nochmals Andere hatten das vegetarische Steinpilz-Safran-Risotto mit Parmesanchips bestellt.
Das Essen schmeckte allen sehr gut und war in diesem Ambiente allemal ein Erlebnis.
Nachdem die Speisen genossen oder zumindest aus dem Teller gehoben und an anderer Stelle unbewusst deponiert waren, wurde Jean zu einer Bolognese aufgefordert. Die gefrässige Mannschaft wurde "ins Licht" geführt. Dort wurde die Toilette besucht und die AHV-Supporter konnten sich ein lang ersehntes Qualmstäbchen gönnen.

Den Notdürften und Süchten gefrönt, wurden die Sechs wieder ins Dunkle, an ihren Tisch geführt. Das Dessert war noch ausstehend. Dabei bestellten alle die Schokoladen-Truffes-Torte, welche sich als wahrhafter Leckerbissen herausstellte. Die mastige Schokoladenmasse schmeckte im Dunkeln so süss und intensiv, dass die Glückshormone tanzten.
Nachdem auch die letzten Schokokrümel aus dem Teller gekratzt waren, begab sich die Fressmannschaft wieder ans Licht. Die empfindlichen Augen liessen nur einige Tränen, als die Rechnung präsentiert wurde. Anschliessend wurde die kurze Strecke bis zum Tram unter die Füsse genommen.
So war die eingeschworene Bande schon bald wieder am Bahnhof, wo der imposante Swarovski-Weihnachtsbaum kurz bestaunt werden konnte. Danach ging es in Windeseile nach Aarau und nur kurze Zeit später betraten die satten Gesellen die Bowlingbahn.

Dort wurden die Freunde sofort erkannt, worauf sie zu einer Bahn auf der Seite geführt wurden. Dies wurde aus gutem Grund so gemacht, weil die Fressfreunde eine Bowlinggelegenheit immer bis zur letzten Kugel auskosten, bevor sie die Bahn zum Reinigen freigeben.

In der ersten Runde stand die Welt für einmal Kopf, als Stomach gewann und die Kugel auf dem sechsten und letzten Platz landete. Doch auch in der zweiten Runde kam die Kugel nicht auf Touren und stattdessen jubelte der Vice.

Nachdem die Freunde schliesslich durch grelles Licht und eine freundliche Aufforderung aus dem Bowlingpalast verjagt wurden, begaben sie sich nicht wie gewöhnlich zum Schlafen.
Es wurde abgefeiert an jenem kalten Dezemberfreitag! So entschlossen sich die Sechs noch auf einige Biere in den Boiler zu gehen, wo die Leute der CarboGen ihr Apres-Weihnachtsessen feierten.
Der Spass war riesig und erneut konnte nur grelles Licht die esswütige Gruppe an die frische Luft setzen.

by Stomach


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