Im Juli winkte den Fressfreunden eine Kombination aus kultureller und kulinarischer Kost. In der ehemaligen Stammburg von Radbot von Habsburg sollte an diesem wunderschönen Sommertag diniert werden.
El Eat hatte vorgängig für 6 Personen reserviert, doch bereits am Nachmittag konnte im FressForum gelesen werden, dass die gefrässigen Freunde dieses Mal auf ihren Käpt’n verzichten müssen. Dieser verbrachte die Woche grün gekleidet im Dienste der Armee, hatte sich im Datum geirrt und diesen Samstag deshalb schon anderweitig verplant. Schmerzlich nahmen die Freunde dies zur Kenntnis und erinnerten ihn sogleich an die Statutenänderung. Diese besagt, dass nicht rechtzeitiges Abmelden einen Strafbetrag in die vom Käpt’n höchstpersönlich verwaltete Clubkasse zur Folge hat. Mit der Clubkasse sollte eines Tages etwas im Sinne aller Freunde gekauft oder finanziert werden, wie etwa Fressfreunde-Bowlingshirts, ein Trip ans Oktoberfest oder eine niedliche Fressfreunde Club-Villa am See.
Um 17 Uhr trafen sich El Eat, Stomach und Manfred, welcher den Titel eines
Mitessers immer noch nicht abgelegt hatte, in der Oase in Aarau. Die Sonne
brannte vom strahlend blauen Himmel und machte Lust auf ein kühles Bierchen.
Manfred sah indes noch einwenig mitgenommen aus. Die grosse Feier des Vorabends,
als Deutschland im Viertelfinale der Fussball-WM Argentinien im
Elfmeterschiessen aus dem Rennen warf, dauerte bis in die Morgenstunden.
Kurz darauf erschien der Vice, gut gelaunt, aber das Schicksal von Manfred
teilend. Auch er hatte am Vorabend lange gefeiert und musste zudem für ein
Treffen seiner Zähringianer früh aufstehen.
Langsam aber sicher fragte man sich, wo die Kugel wohl geblieben war?
Telefonisch konnte er nicht erreicht werden und im Forum hatte er auch keine
Nachricht hinterlassen.
Die zweite Frage war, wie die Fressfreunde den Weg zur Habsburg und vor allem
zurück bewältigen sollten?
Als kurz vor sechs noch keine Transportlösung gefunden war, machten sie sich
schliesslich auf in Richtung Bahnhof. Doch kaum hatten sie den steilen Weg aus
dem Schachen hinter sich gebracht, fanden sie heraus, dass sämtliche
Fotoapparate in den Autos beim Flösserplatz liegen geblieben waren. Zudem war
die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges äusserst knapp. Also beschloss der Stomach
die ganze Bande in sein Auto zu laden, bis Schinznach Bad zu fahren und dort ein
Taxi zu ordern. Gesagt, getan.
Auf der Fahrt nach Schinznach rief endlich die Kugel an. Leider stand er mit
seinem Natel nicht vor der Habsburg, sondern war irgendwo am Windsurfen und
konnte sich an kein Treffen an diesem Datum erinnern. Nachdem er
tausendundfünfzig Mal beteuert hatte, dass es ihm unendlich Leid täte, waren die
vier zuverlässigen Freunde auch schon in Schinznach. Der Bahnhof war leicht zu
finden, da man ihn bei den Irrfahrten zur Röstifarm bereits kennen gelernt
hatte.
Am Bahnhof wurde ein Taxi gerufen, welches bald darauf eintrudelte. Am Steuer
des Taxis sass ein Deutscher, der schwer verständlich vor sich hin brummelte und
die Freunde einigermassen günstig zur Burg brachte. Bei der Ankunft der grossen
Esser fand gerade ein Hochzeitsapero im Burghof statt.
Doch bevor die Freunde sich zu Tisch setzten, wurden die Ruinen der ehemaligen
Doppelburg in Augenschein genommen und die Geschichte von Radbot von Habsburg
und seinen Nachfahren gelesen.
Guntram der Reiche gilt als Stammvater der Habsburger und stammte vermutlich
aus dem Elsass. Sein Sohn erwarb das heutige Eigenamt und vergrösserte seine
Ländereien durch die Vertreibung der ansässigen freien Bauern.
Radbot, ein Enkel Guntrams, erbaute auf diesem Land die Habsburg
(Habichtburg), welche ihm und seinen Nachfahren den Namen gab. Doch von seinen
Erben bewohnte kaum mehr einer die Burg im Aargau. Zwar herrschten die
Habsburger noch für einige hundert Jahre über einen grossen Teil der Nord- und
Zentralschweiz (Aargau, Zürich, St.Gallen, Uri, Schwyz und Unterwalden). Für die
Nachkommen Radbots war die Habsburg aber geographisch schlecht gelegen, denn
diese wurden zu Königen von Deutschland, von Böhmen, von Ungarn, Spanien,
Portugal und Kaisern von Österreich…
Kulturell gesättigt, setzte sich die hungrige Bande danach an einen Tisch vor den mächtigen Mauern der Burg. Dort konnte die Rundumsicht auf die Aare und die bewaldeten Hügel und Täler genossen werden. Mit einem Bier erfrischt, sassen sie bei schönstem Wetter im Zirkel der Freunde, inmitten dieser fantastischen, historischen Kulisse und die Bilder eines rauschenden Festes von Radbot in Gedanken… was für ein Leben!
Der Kellner holte die zufriedene Runde mit der Aufforderung zur Bestellung
sanft zurück in die Realität.
Zur Vorspeise bestellte sich der El Eat geräucherte Forelle mit Meerrettich,
der Manfred Rohschinken mit Melone und der Vice einen grünen Salat. Der Stomach
bestellte sich das Sommermenü, bei welchem zur Vorspeise frische Ananas mit
Crevetten an Cocktailsauce und danach ein gemischter Blattsalat an
Balsamicodressing gereicht wurde.
Bereits die Vorspeisen schmeckten äusserst deliziös und versprachen Einiges
für den Hauptgang.
Zur Hauptspeise wurde dreimal das grillierte Rindsfilet mit Kräuterbutter und verschiedenen Salaten und wahlweise einem Ofenkartoffel mit Sauerrahm oder Pommes Frites bestellt. Dem Stomach wurde als Hauptgang des Sommermenüs Kalbssaltimbocca mit Zitronenrisotto und Gemüse gebracht. Die Speisen waren liebevoll hergerichtet und schmeckten fantastisch. Nicht ganz so fantastisch, aber noch trinkbar, war der passenderweise bestellte Habsburger Blauburgunder. Dieser wurde wie üblich mit Bier genossen.
Auf dem Vorplatz der Burg wehte die ganze Zeit ein anfangs angenehmer, später eher kühler Wind. Trotzdem wurden zum Dessert einige Coupes bestellt. Für den Vice wurde ein Nusscoupe gebracht, El Eat bekam ein Zwetschgensorbet mit Vieille Prune und dem Stomach wurde der Sorbetturm mit Güx gereicht.
Nach dem wunderbaren Mahl wurde das Abendrot über den Jurahügeln genossen.
Anschliessend beglichen die Gourmets die Rechnung und brachen auf. Zu dieser
Zeit war es dem Brugger Taxiunternehmen "Taxi 33" unmöglich den satten Gästen
ein Transportmittel zukommen zu lassen, also spazierten die Freunde los.
Unterhalb der Burg versuchte der Stomach die Strasse als Stativ für ein Foto zu
nutzen. Leider kam immer wieder Verkehr vom nahen Dorffest auf, weshalb es
einige Zeit dauerte, bis er ein vernünftiges Bild machen konnte. Die restliche
Bande war inzwischen in der Dunkelheit verschwunden, doch nach einem kurzen
Joggingintermezzo erreiche der Stomach die Anderen wieder. Nach rund dreissig
bis vierzig Minuten kamen die Fressfreunde beim Bahnhof von Schinznach Bad
wieder an. Bevor der Zug um 23:44 Uhr eintraf, genehmigten sie sich noch ein
Bier in der nahe gelegenen Central Bar.
Mit getrübtem Blick liess der Stomach sein treues "Opamobil" am Bahnhof zurück, bevor er in den Zug stieg. Die kurze Zugfahrt nach Aarau schläferte die Bande einwenig ein, doch der Marsch zur Bowlingbahn weckte die müden Knochen wieder auf. Die Wanderlust an jenem Tage war untypisch für die gefrässigen Brüder, doch El Eat verging die Freude an den vielen Spaziergängen langsam, zumal ihn eine Sehnenentzündung am Fuss plagte.
In der Bowlinghalle angekommen, konnte mit voller Freude und teilweise neuen Namen (Vice alias Radbot) gebowlt werden. Es wurden vier Runden mit regem Biergenuss gespielt. Weltklasseleistungen waren nicht zu sehen, aber es wurde mit viel Liebe zum Sport gebowlt. Die erste Runde ging an Manfred mit 118 Punkten. Die zweite und dritte Runde dominierte Stomach mit 126 respektive 111 Punkten, bevor die vierte Runde wieder von Manfred mit 120 Punkten gewonnen wurde. Dieser holte sich damit auch den Gesamtsieg.
Ein wundervoller Fressfreunde-Abend neigte sich so dem Ende zu und wurde wahrscheinlich von so manchem Traum an der habsburgischen Tafel gekrönt.
by Stomach
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