Das Samui-Thai in Meisterschwanden sollte bereits im sonnigen Juni besucht
werden. Doch weil dazumal keine Reservation mehr möglich war, wurde vorzeitig
für das erste Augustwochenende für unglaubliche Acht gigantische Mägen
reserviert!
Natürlich kam schliesslich doch alles anders. Der Haselmax vertröstete seine
kulinarischen Freunde ein weiteres Mal kurz vor dem Event per SMS und
Dauermitesser Manfred schaffte es in schweiss-fiebrigem Zustand gerade noch vor
den Computer, um im Forum um Vergebung für sein krankheitsbedingtes
Nichterscheinen zu bitten.
Umso erfreulicher war es, dass Pius als besonders gern gesehener Gast an der Tafel der esserischen Elite mit von der Partie sein konnte. Er, der mit der Kugel und Vice im selben Studienjahr die Spongiose, den Carnot-Prozess und die kladnischen Klangfiguren überstand. Berühmt und berüchtigt war auch die Gyrischachen-WG von Hösli, Pius und Vice, in der so mancher Student oder Assistent zu später Stunde ein gemütliches Sofa vorfinden konnte.
Zwischen 16:00 und 16:30 Uhr trafen sich der Vice, die Kugel, der Käpt’n,
Stomach und Pius im Pickwick in Aarau auf ein Apero.
Die Kugel war gerade erst zurück von seinem zehntägigen Irlandaufenthalt. Mit
einem Guinness in der Hand hatte er denn auch so manches Abenteuer von der
grünen Insel zu erzählen. Doch nicht nur der Besuch in der Whiskey-Destillerie
und der Guinness-Brauerei werden ihm in bleibender Erinnerung bleiben, sondern
auch die nicht versicherte, zerstörte Frontscheibe des Mietwagens…
Einige Krüge und Geschichten später wurde der Bahnhof anvisiert. In den 17:51
Uhr Zug den man beim Besuch der Seerose noch verpasst hatte, wurde diesmal
gemütlich eingestiegen. Ebenso gemütlich wurde die Busfahrt von Lenzburg nach
Meisterschwanden hinter sich gebracht. Beim Aussteigen aus dem Bus, bei der Post
von Meisterschwanden, herrschte exakt dasselbe Wetter wie vor rund einem Jahr.
Es nieselte, grau war die vorherrschende Farbe und der Klang von Reifen auf
nasser Fahrbahn rundete das klassische Schlechtwetterszenario ab. Bereits beim
ersten Schritt auf die Strasse hörte der Stomach wieder die jammernden Stimmen
des letzten Jahres in seinen Ohren, doch zu seiner völligen Überraschung war der
Tenor dieses Mal ein ganz anderer. Alle waren bereit die Strecke zur Seerose mit
fröhlicher Miene und ohne Wehklagen hinter sich zu bringen. Das schlechte Wetter
wurde also mit Fassung getragen, auch wenn es sich dabei um riesiges Pech
handelte, denn seit Anfang Juni erlebte die Schweiz eine nie dagewesene
Hitzeperiode, praktisch ohne Regen, bis zu jenem Wochenende, welches einen
Umschwung einläutete.
Exakt mit der Ankunft der Fussgänger traf auch der präsidiale Corsa vor dem
Esspalast ein. Der Präsident hatte noch einige Dinge zu erledigen, bevor auch er
seinen dreiwöchigen Dienst in der Schweizer Armee hinter sich bringen sollte.
Nach den goldigen Hallen der Seerose konnte man gespannt sein auf das thailändische Pendant. Dabei wurde wahrlich niemand enttäuscht! Denn wer erwartet schon einen fantastischen Wasserfall anstelle eines Pissoirs!
Auch sonst wusste das Lokal mit ansprechendem Ambiente zu gefallen. Die sechs hungrigen Freunde wurden an ihren in den Boden eingelassenen Tisch geleitet. Bequeme Kissen sorgten für gemütliche Sackhaltungen und die Buddha-Statue direkt neben dem Tisch leistete den nötigen Beistand.
Als sich die heitere Runde eingenistet hatte, wurde auch schon der Apero serviert. Ein süsses, schwach alkoholisches Kokosgetränk, Krabbenchips (Kroepoek) und Dips wurden zusammen mit den Speisekarten gereicht.
Die Bestellungen liessen denn auch nicht lange auf sich warten. Wie so oft entschieden sich alle für ein "Menü". Der Vice und Pius orderten das Royal Thai Menü. Die restlichen vier Freunde bestellten das Samui-Thai Menü.
Zur Vorspeise wurden zwei nur leicht unterschiedliche Platten gereicht,
welche unabhängig von der Bestellung brüderlich geteilt wurden. Auf den
Vorspeiseplatten befanden sich hausgemachten Frühlingsrollen, Fleisch- und
Pouletspiesschen, Riesencrevetten im Reisteigmantel, Fischküchlein und Gemüse im
Reisteig serviert mit Erdnusssauce, süss-scharfer Chilisauce und Vinaigrette aus
Reisessig mit Gurkenstückchen.
Die Vorspeisen schmeckten exzellent und die Vorfreude auf weitere kulinarische
Höhepunkte war gross.
Für die zweite Runde konnte bei jedem Menü zwischen Salat und Suppe gewählt
werden. Der Vice entschied sich für Laab Mou, was ausgedeutscht ein gehackter
Salat vom Schweinesteak mit Minze, Chili und Koriander darstellt. Ein Fest für
den Fleischliebhaber.
Pius wurde Tom Kha Jeh serviert, eine Gemüsesuppe mit Kokosnussmilch, frischen
Pilzen und Thai-Kräutern. Diese Kombination mit penetrantem Kokosgeschmack
verursachte bei Pius nur wenig Begeisterung, wurde als warmer Malibu abgetan und
zu einem Grossteil stehen gelassen.
Der Präsi und Stomach gönnten sich Yam Pak Pon Lamai, ein Salat aus
verschiedenen thailändischen Gemüsesorten und Früchten, mit Tamarinde,
Palmzucker und Sesamkörnern. Diese süsse Leckerei schmeckte den Beiden. Ebenso
schmeckte Tom Yam Gung (scharfe Bouillon mit Riesencrevetten, Zitronegras,
Galgant und Chilipaste) dem Käpt’n und der Kugel.
Zwischen den Gängen mussten die Raucher ihre Sucht an der frischen Luft ausüben. War dies getan, konnte ein Jeder im bequemen Liegesessel zurücklehnen und das wirklich gelungene asiatische Ambiente geniessen. Leider war die Sicht auf den See bei diesem Wetter getrübt.
Zum Hauptgang wurden die unzähligen Schalen, die für beide Menüs gereicht
wurden, vermischt. Zum Beispiel gab es in einer Schale das fantastisch
schmeckende Gai Kaprow, gebratene Pouletbruststreifen mit Basilikum und Chili.
Pha Gung mundete den meisten Fressfreunden weitaus weniger und wurde von Vice
als kationische Tenside betitelt, womit der Palmoliv-Geschmack gemeint ist, der
durch die Überdosis Zitronengras an den gedämpften Riesencrevetten entstand. Die
Riesencrevetten wurden lauwarm mit viel Zitronengras, Chili, Schalotten,
Koriander, Minze und Frühlingszwiebeln serviert.
Pla Priaw Wan beschreibt die exzellent schmeckenden, gebackenen,
thailändischen Seezungenstreifen an süss-saurer Sauce mit Gurken, Ananas,
Frühlingszwiebeln und Peperoni.
Gaeng Kua Nuea (thailändisches rotes Curry, Kokosnussmilch mit
Rindsfiletstreifen und verschiedenen frischen Früchten) und Gaeng Curry Jeh
(thailändisches Gemüse in gelbem Curry, Kokosnussmilch mit Tomaten, Kartoffeln
und gerösteten Zwiebeln) schmeckten durchaus lecker, wenn man nicht schon eine
"Kokos-Overdose" hatte.
Gai Pad Med Mamuang (gebratene Pouletstreifen mit Cashewnüssen, Zwiebeln und
getrockneten Chilli) hingegen mundete so ziemlich allen.
Aber zu den absoluten Favoriten zählte die karamellisierte Entenbrust (Panaeng
Ped, Entenbrust mit Panaeng-Curry, süssem Basilikum und
Kaffirilimetten-Blätter).
Sämtliche Schalen waren schön hergerichtet und meistens mit essbaren Blumen
dekoriert, welche auch diesmal mehr als nur Deko waren. Zu all diesen Schalen
voller Köstlichkeiten wurde Trockenreis gebracht.
Zur Hauptspeise wurde ein Schweizer Rosé und einige thailändische Biere (Chang und Singha Bier) genossen.
Zum Dessert wurde je nach Menü, entweder Pon Lamai thai Ruam (exotischer
Früchteteller mit frischen, reifen Früchten aus Thailand) oder Mamuang Lae Gno
(frische thailändische Mango und Rambutan mit einem Mangosorbet) gebracht. Die
Süssspeisen fielen für die erprobten Esser eher etwas zu leicht aus, schmeckten
aber ganz okay.
Praktisch zeitgleich mit dem letzten Happen Dessert, wurde 21:30 Uhr. Dies bot
für die Raucher einen entscheidenden Vorteil, ab nun war das Rauchen auch
Drinnen erlaubt.
Nachdem sämtliche Blumen gegessen waren und die Sackhaltung langsam nach ein bisschen Bewegung schrie, wurde nach der eher teuren Rechnung gebeten.
Als auch der unschöne Teil des Abends hinter sich gebracht war, fuhr der
Präsident die ganze Bande gestaffelt zur Post von Meisterschwanden. Die Uhr
zeigte inzwischen 23:30 Uhr an, womit der öffentliche Verkehr seine Taten auf
ein Minimum reduziert hatte. Also fuhr El Eat mit Vice und Pius nach Aarau in
die Bowlinghalle. Der Rest richtete sich auf einen längeren Aufenthalt in
Meisterschwanden ein, bis der Stomach einen netten Buschauffeur mit einer leeren
Dienstfahrt überreden konnte, sie nach Lenzburg mitzunehmen.
In Lenzburg hatten die Drei denn auch gleich Anschluss, da es von Sonderzügen
vom Rolling Stones Konzert in Zürich wimmelte. Die kurze Fahrt inmitten der doch
recht "satisfied" wirkenden Masse, brachte die Kugel, den Käpt’n und den Stomach
innert kürzester Zeit nach Aarau. Bis sie jedoch den Sporttempel erreicht
hatten, war bereits etwa 1 Uhr.
Ihre Freunde hatten bereits einige Kugeln geworfen. Doch dieser
Trainingsvorsprung machte sich in der ersten Runde nicht bemerkbar. Der Käpt’n
gewann, in einem sonst eher mittelmässigen Spiel.
Die Kugel und der Stomach benötigten nach der leichten thailändischen Kost einen Hot Dog, um den noch verbliebenen Hunger zu stillen. Ansonsten wurde fleissig mit Killkenny’s und anderen Biere geprostet.
In der zweiten Runde wurde deutlich besser gebowlt, doch was war das!!!! Im
siebten End ging das Licht an und die Runde wurde abgebrochen. So etwas gab es
in der Aarauer Bowlingbahn, welche sonst sehr grosszügig mit der
Schliessungszeit umgeht, noch nie!
Die Fressfreunde grummelten noch eine Weile, über die zu kurze Bowlingsession.
Doch der Moment war gekommen, um den gelungenen Abend mit einem gemütlichen
Heimmarsch zu beenden.
by Stomach
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